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Sollten verbindliche Schulempfehlungen abgeschafft werden?

Sollten verbindliche Schulempfehlungen abgeschafft werden?

Viele Eltern machen sich gerade Gedanken, auf welche weiterführende Schule ihr Kind gehen soll. Nicht in allen Bundesländern haben sie die freie Wahl. Dort ist die Empfehlung der Grundschule verpflichtend.

March 12, 2025
BildungswesenArtikel aus anderen MedienPrimarstufeSüddeutsche ZeitungÜbergänge

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Pro und Contra: Sollten verbindliche Schulempfehlungen abgeschafft werden?

Viele Eltern machen sich gerade Gedanken, auf welche weiterführende Schule ihr Kind gehen soll. Nicht in allen Bundesländern haben sie die freie Wahl. Dort ist die Empfehlung der Grundschule verpflichtend. Eine Frage, die viele Familien beschäftigt und zu hitzigen Diskussionen führt.

Unterricht an einer Grundschule.

Um die verpflichtende Schulempfehlung kommt es häufig zu Diskussionen. ©dpa

Pro: Weg mit dem „Grundschulabitur“!

Viertklässler können gar nicht mehr mit Freude lernen, wenn sie wie besorgte Manager auf die Quartalsergebnisse schauen müssen. Ein Kommentar von Lilith Volkert aus der Süddeutschen Zeitung.

In Bayern beschäftigen sich in diesen Wochen viele Neun- und Zehnjährige mit Kommastellen. Nicht im Matheunterricht, sondern zu Hause mit ihren Eltern. Sie zählen ihre aktuellen Noten in Deutsch, Mathe sowie Heimat- und Sachunterricht zusammen und teilen das Ganze durch drei. Das Ergebnis wird von der ganzen Familie wie ein Zahlenorakel gelesen. Bis 2,33 heißt es: Uff, reicht fürs Gymnasium. Bis 2,66: Na gut, Realschule. Ab 3,0: Dann wird es wohl die Mittelschule werden…

Kein Wunder, dass die Stimmung in der vierten Klasse immer äußerst angespannt ist. Dass Lernen Spaß machen kann und soll, dass es dazugehört, Fehler zu machen, all das wird in dieser Zeit oft vergessen. Mädchen und Jungen schauen wie besorgte Manager auf die Quartalsergebnisse. Manche Eltern sehen mit einem scheinbar vermasselten „Grundschulabitur“ schon die beruflichen Chancen ihres Kindes schwinden. Angesichts dieses Drucks haben nicht wenige Schülerinnen und Schüler Angst zu versagen. Anfang Mai werden dann die Übertrittszeugnisse mit der verbindlichen Schulempfehlung verteilt, die über die weitere Laufbahn entscheiden. Zwar kann man später immer noch in die Schulart wechseln, aber die Richtung ist erst einmal vorgegeben.

In allen Bundesländern teilen Lehrkräfte den Eltern am Ende der Grundschule mit, welche weiterführende Schule aus ihrer Sicht die richtige für ihr Kind wäre. Oft ist die Schulempfehlung genau das: ein Rat, dem man folgen kann oder auch nicht. Entscheiden dürfen das die Erziehungsberechtigten. Nur in Bayern, Brandenburg und Thüringen, demnächst auch wieder in Baden-Württemberg und Berlin, ist die sogenannte Empfehlung verpflichtend. Dabei kommt es auf den Notendurchschnitt in den Hauptfächern an, zum Teil werden auch die Arbeitshaltung und die Ergebnisse von zusätzlichen Prüfungen einbezogen. In Baden-Württemberg verursachte kürzlich der neu eingeführte Mathetest Ärger, dem zufolge nur sechs Prozent der Viertklässler das gymnasiale Leistungsniveau erreichten.

Doch auch anderswo verursacht diese Auslese unnötigen Stress, und das nicht nur in den Wochen vor dem Übertrittszeugnis. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Viertklässler mehr Angst vor Noten und vor der Zukunft haben, wenn es in ihrem Bundesland eine verbindliche Schulempfehlung gibt. Außerdem haben sie deutlich weniger Freude am Lernen. Lernfreude ist aber ein ganz zentraler Antrieb, wenn es darum geht, sich etwas anzueignen – nicht nur im Unterricht. Bringt man schon kleinen Kindern bei, dass Lernen mehr mit der Gefahr zu scheitern zu tun hat als mit Neugier und Lust am Ausprobieren, dann schadet man ihnen über ihre Schulzeit hinaus.

Nun erreichen die Kinder in ebendiesen Bundesländern im Durchschnitt aber auch bessere Leistungen als in Ländern ohne verpflichtende Empfehlung, schreiben die Studienautoren. Das veranlasst sie zu dem Fazit: Die Politik müsse abwägen, ob man schon Grundschüler einem erhöhten Leistungsdruck aussetzen und ihre psychische Belastung akzeptieren will, wenn diese dafür im Durchschnitt bessere Kompetenzen unter Beweis stellten.

Allein dass sich diese Frage stellt, ist ein Armutszeugnis für das deutsche Bildungssystem. Denn natürlich ist es möglich, dass Kinder wie Jugendliche angstfrei und effizient lernen. Zahlreiche Schulen stellen das unter Beweis, allen voran die Einrichtungen, die mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet wurden. Gemeinsam ist ihnen, dass sie Schülerinnen und Schüler individuell fördern und auf eine wertschätzende Atmosphäre achten. Neben dem Schulerfolg ist ihnen auch die persönliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen wichtig.

Die Diskussion um die verpflichtende Schulempfehlung ist auch nur Symptom eines größeren Übels. Kinder entwickeln sich unterschiedlich schnell, und Bildungsforscher kritisieren seit Jahrzehnten, dass sie in Deutschland viel zu früh auf unterschiedliche Schulformen verteilt werden. In den meisten Bundesländern passiert das nach vier, in Berlin und Brandenburg nach sechs Jahren. Gäbe es diese Auslese nicht, weil Kinder länger gemeinsam lernen könnten, müsste auch kein Viertklässler vor den Stellen hinter dem Komma zittern.


Contra: Elternwille kann auch schaden

Viel zu viele Kinder gehen auf weiterführende Schulen, die sie komplett überfordern. Ein Kommentar von Anna Günther aus der Süddeutschen Zeitung.

Verbindliche Schulempfehlungen müssen bleiben: Es ist gut, dass es dieses Instrument in Bayern, Brandenburg, Sachsen und Thüringen noch gibt. Und es ist gut für alle Schüler in Berlin und Baden-Württemberg, dass bald nicht mehr allein die Eltern entscheiden, welche weiterführende Schule ihre Kinder besuchen sollen.

An Baden-Württemberg ist zu sehen, warum: Die verbindliche Übertrittsempfehlung wird zurückgeholt. Die Stuttgarter Regierung hat offenbar Sorge, dass mit der Rückkehr zum vermeintlich entspannteren neunjährigen Gymnasium der Drang an die Gymnasien weiter zunimmt, wenn die Eltern allein ihren Willen durchsetzen.

Die Stuttgarter vollziehen damit eine 180-Grad-Wende: Vor 13 Jahren gab die damals grün-rote Landesregierung den Elternwillen frei, und prompt gingen deutlich mehr Kinder nach der Grundschule an die Gymnasien als zuvor. 2022 waren es sogar 45 Prozent. Aber laut Stuttgarter Kultusministerium haben seitdem bis zu 13 Prozent der Mädchen und Jungen am Gymnasium keine Grundschulempfehlung dafür. An Realschulen ist es sogar ein Viertel, das aus Sicht der Grundschullehrkräfte besser an Hauptschulen aufgehoben wäre.

Das ist das Problem des freien Elternwillens: Das Gymnasium gilt für viele als die Schulart, wenn Kinder im Leben erfolgreich sein sollen. Natürlich wollen alle Eltern das Beste für ihr Kind. Allerdings kennen sie nur das halbe Bild, sie sind in der Schule nicht dabei. Das Vier-Augen-Prinzip bringt in allen Bereichen des Lebens bessere Ergebnisse. Wenn also neben den Plänen der Eltern auch die Gedanken der Lehrer gelten und die Noten der Kinder, gewinnen die meisten Kinder eher, als dass sie verlieren. Und Notenschnitte basierend auf vielen Tests und Klassenarbeiten im letzten Grundschuljahr sollten ein recht akkurates Bild des Schülerpotenzials zeichnen. Dass Erfolg für jeden anders aussieht, dass Zufriedenheit wichtiger sein sollte und man in Handwerk oder Industrie mehr verdienen kann als in vielen Akademikerjobs? Ist seit Jahren bekannt. Der Hype ums Gymnasium bleibt.

Im schlimmsten Fall geht der reine Elternwille zulasten der Kinder, die es mit viel Nachhilfe aufs Gymnasium geschafft haben und auch dort ohne Hilfe überfordert wären. Wer strauchelt, kann scheitern, und das zu erleben, prägt fürs Leben. Jugendliche, die den „schulischen Abstieg“ erlebt haben, erzählen von einem Stigma, das auf die Psyche schlägt. Wie schön Schule sein kann, müssen sie erst wieder lernen. Dass sie gut und erfolgreich sein können, ebenfalls. Erfahrene Pädagogen nennen es gar „das Schlimmste“ für Schüler und Schülerinnen, wenn sie an der falschen Schule sind.

Gut gemeinte Pläne der Eltern können sich also negativ auf die Schullaufbahn der Kinder auswirken. Deshalb ist die verbindliche Empfehlung ein nützliches und pädagogisches Korrektiv. Die Empfehlung fußt meist auf mehreren Säulen: Wenn die Noten allein nicht fürs Gymnasium reichen, folgt noch ein Praxistest. In Bayern ist es der Probeunterricht an der ersehnten Schule, in Baden-Württemberg soll ein zentraler Test endgültige Klarheit bringen. Eine zweite Einschätzung neben den Plänen der Eltern schadet nie. Zum Wohle der Kinder.

Dass diese verbindlich sein muss, ist auch am Beispiel Baden-Württemberg zu sehen: Dass Eltern seit acht Jahren die Empfehlung der Grundschulen vorzeigen und sich beraten lassen müssen, hat an den Übertrittsquoten auf Gymnasium gar nichts geändert. Allein eine verbindliche Übertrittsempfehlung kann dazu beitragen, negative Erfahrungen aus Überforderung zu verhindern. Das gilt übrigens andersherum genauso: Unterforderung führt auch zu Frust.

In sehr ländlichen Ecken Bayerns wechseln deutlich weniger Grundschüler ans Gymnasium als in München. Dabei sind die Landkinder keineswegs dümmer. Lehrkräfte beklagen sogar, dass manche Mädchen und Jungen mit besten Noten nicht ans Gymnasium gehen, weil Eltern den Sinn darin nicht sehen. Mit der notenbasierten Übertrittsempfehlung können Pädagogen argumentieren. Verhindern können sie nicht, dass Grundschüler mit gymnasialer Eignung an der Haupt- oder Mittelschule weiterlernen, weil es entspannter sein soll.

Damit die verbindliche Übertrittsempfehlung akzeptiert wird und Eltern sich nicht bevormundet fühlen, müssen Lehrer und Bildungspolitiker dieses Mittel aber endlich besser erklären. Und sie müssen die Alternativen zum Gymnasium kommunizieren. Damit alle Eltern erfahren, dass sie eine Wahl zwischen Schularten und Abschlüssen haben. Die Schulsysteme der Länder sind längst vielfältig, es ist für jedes Kind etwas dabei. Und wenn es unbedingt ein Studium sein muss: Viele Wege führen zur Hochschulzugangsberechtigung, etwa über die Real- und die Fachoberschule, über eine Ausbildung und Berufspraxis oder den Meisterbrief. Der Anteil der Studierenden, die nie am Gymnasium waren, steigt seit Jahren.


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Zusammenfassung:

  • Die Diskussion um die Abschaffung von verbindlichen Schulempfehlungen zeigt die Zerrissenheit im deutschen Bildungssystem.
  • Befürworter sehen in der Empfehlung einen unnötigen Leistungsdruck für Grundschüler.
  • Gegner argumentieren, dass die Empfehlung vor Überforderung auf weiterführenden Schulen schützt.
  • BlitzFast bietet eine zukunftsorientierte Alternative, die auf individuelle Förderung und Flexibilität setzt.
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This article is based on content from Deutsches Schulportal. Visit the original source for more information.

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