Startchancen-Programm: Ein Sprungbrett für die Weiterentwicklung des Ganztags?
Das Startchancen-Programm zur Förderung von Brennpunktschulen und der Ausbau der Ganztagsschulen verbinden im Kern die gleichen Ziele – doch wie können beide Vorhaben zusammengedacht werden? Unser Gastautor Michael Retzar, Leiter der Serviceagentur „Ganztägig lernen M-V“ (Mecklenburg-Vorpommern), beschreibt, wie das Förderprogramm auch auf den Ganztag einzahlen kann und warum es wichtig ist, Fehler aus der Ganztagsentwicklung jetzt nicht beim Startchancen-Programm zu wiederholen.
Startchancen-Programm und Ganztagsentwicklung sollten stärker ineinandergreifen. Die Serviceagenturen für den Ganztag könnten dabei hilfreich sein.
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Das Startchancen-Programm von Bund und Ländern stellt ein ambitioniertes bildungspolitisches Programm dar. Es soll dazu beitragen, den Bildungserfolg von der sozialen Herkunft zu entkoppeln und die Chancengerechtigkeit für Schülerinnen und Schüler zu verbessern. Der überwiegende Teil der Startchancen-Schulen gehört zu den Ganztagsschulen, sodass sich zwangsläufig die Frage stellt, inwiefern die Startchancen-Impulse auch die Ansatzpunkte ganztägiger Bildung unterstützen und verstärken können.
Das Startchancen-Programm trägt prinzipiell den Charakter eines Anreizsystems zur indirekten Steuerung lokaler Schulentwicklungsaktivitäten. Mit seinen differenzierten Fördertöpfen sollen Schulen, Schulträger und Schulministerien Impulse setzen, die insgesamt eine Verbesserung der Lernbedingungen an Schulen in herausfordernder Lage anstoßen.
Die Schulministerien der Länder verabreden derzeit mit den beteiligten Schulen Zielstellungen und Maßnahmen, für die die Finanzmittel der drei Programmsäulen eingesetzt werden sollen (I: Investitionen, II: Chancenbudgets für die Schul- und Unterrichtsentwicklung sowie III: Personal zur Stärkung der multiprofessionellen Teams). Das alles kann auch der Weiterentwicklung des Ganztags nutzen, wenn dieser dabei mitgedacht wird.
Investitionen in Räume können die Öffnung der Schule unterstützen
Investitionen in Gebäude und Ausstattung (Säule I) kofinanzieren die Lernraumgestaltung in Schulen, die oftmals nicht die prestigeträchtigsten Schulgebäude aufweisen oder sich teilweise weniger der Gunst von kommunalpolitischen Entscheidungsträgern erfreuen. Das Startchancen-Programm kann eine Chance für diese Schulen sein, auf der Grundlage sinnvoller Konzepte eine schlüssige pädagogische Schulraumentwicklung einzuleiten.
Bevor Entscheidungen für Anschaffungen getroffen werden, kommt es darauf an, einen partizipativen Prozess unter den künftigen Nutzerinnen und Nutzern der Räume anzustoßen, der festlegt, welche Möbel, Ausstattungsgegenstände sowie baulichen Veränderungen geeignet sind, um das gemeinsame Entwicklungskonzept zu verfolgen. Solche Mitwirkungsprozesse können auch auf das Konto der Ganztagsschule einzahlen, denn der Ganztagsbetrieb stellt spezifische Anforderungen an die Ausgestaltung zeitgemäßer Lern- und Arbeitsumgebungen. Der Ausbau von Mensen und Aulen zum Beispiel erweitert das Spektrum an Nutzungsmöglichkeiten für den Unterricht und Ganztag – und zugleich kann er die sozialräumliche Öffnung von Schule unterstützen, indem die neuen Flächen für Veranstaltungen und gemeinschaftliche Vorhaben genutzt werden. Ebenso lassen sich Sportanlagen, Freizeit- und Versammlungsräume überholen, die sich zugleich für Angebote von außerschulischen Kooperationspartnern eignen.
Mit dem Chancenbudget die benachteiligten Schülerinnen und Schüler erreichen
Die sogenannten Chancenbudgets (Säule II) sehen Mittel vor für Fortbildungen, Tools und Material, die der Zielstellung dienen, die Zahl derjenigen Schülerinnen und Schüler zu halbieren, die die Mindeststandards in den Kernfächern Deutsch und Mathematik bei Vergleichstests nicht erreichen. Kompetenzentwicklung, individuelle Förderung und eine bessere berufliche Orientierung sind die Ansatzpunkte, die in dieser Säule verfolgt werden sollen.
Auch die Ganztagsschulentwicklung hat ihren Ausgangspunkt (neben anderen Aspekten) in der Absicht, die Leistungen von als bildungsbenachteiligt geltenden Schülerinnen und Schülern zu verbessern. Allerdings weist die Ganztagsschulforschung darauf hin, dass sich die Herstellung einer echten Chancengleichheit nicht im Gießkannenprinzip erreichen lässt, sondern dass Selektionseffekte berücksichtigt werden müssen: Neu geschaffene Bildungsangebote können die Tendenz aufzeigen, dass Kinder aus ökonomisch besser gestellten Familien bzw. aus Akademikerhaushalten diese Angebote eher wahrnehmen als die eigentlich intendierte Zielgruppe (vgl. Prein/Rauschenbach/Züchner 2009).
Da das Startchancen-Programm absichtsvoll Schulen in herausfordernden Lagen adressiert, besteht einerseits eine begründete Hoffnung, dass sich die Wirkungen der Chancenbudgets auf die richtigen Schulen beziehen. Andererseits stehen die Startchancen-Schulen, Schulträger und Schulministerien vor der Herausforderung, mit ihren Maßnahmen auch innerhalb der beteiligten Schülerschaften zielgerichtet die „richtigen“ Heranwachsenden zu erreichen. Die größte Schwierigkeit wird darin bestehen, Selektionseffekte durch die Nichtinanspruchnahme von Maßnahmen zu verringern.
Schwierigkeiten der Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams angehen
Der Grundgedanke, dass zusätzliche Fachkräfte die Arbeit der Lehrkräfte unterstützen und verstärken können (Säule III), deckt sich ebenfalls mit dem Anspruch der Ganztagsschulentwicklung. Multiprofessionelle Teams mit verschiedenen Fachkräften (Sozialpädagog:innen, Schulpsycholog:innen, Sonderpädagog:innen, Erzieher:innen, Schulsozialarbeiter:innen, Therapeut:innen, Integrationshelfer:innen etc.) sind zur Zusammenarbeit aufgefordert, um die individuelle Förderung einzelner Kinder besser miteinander zu koordinieren.
Beim Einsatz von Mitteln aus dieser Programmsäule wird es entscheidend sein, nicht einfach nur einen weiteren Baustein im Personaltableau zu ergänzen, sondern die bekannten Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit sinnvoll anzugehen. Solche multiprofessionellen Teams benötigen klare Strukturen und Rollenverteilungen, regelmäßige Teammeetings, Fortbildungen für ein besseres gegenseitiges professionelles Verständnis, die aktive Mitarbeit der Schulleitung sowie eine gegenseitige Vergewisserung über die Zielsetzungen der gemeinsamen Arbeit. Sofern diese Rahmenbedingungen geschaffen werden, kann sich der durch die Zusatzmittel neu hinzugewonnene Akteur gewinnbringend einfügen und seine volle Wirkung entfalten.
Einbindung der Serviceagenturen „Ganztägig lernen“ in den Ländern
Die Serviceagenturen in den Bundesländern verfügen seit mittlerweile 20 Jahren über Erfahrungen in der Schulnetzwerkarbeit und in der Qualitätsentwicklung für die ganztägig arbeitenden Schulen. Da viele Ganztagsschulen in das Startchancen-Programm aufgenommen wurden, könnten sich sowohl die Schulleitungen als auch die Schulministerien der Länder die oftmals tiefen Arbeits- und Vertrauensbeziehungen zwischen Serviceagenturen und den Lehrkräften zunutze machen, um die Zielstellungen des Startchancen-Programms zu erreichen.
Zur Begleitung der Startchancen-Schulen schaffen die Bundesländer gegenwärtig neue Schulnetzwerke. Diese sollen die beteiligten Schulleitungen bei der Entscheidung über sinnvolle Investitionen, bei ihrer chancenorientierten Schulentwicklung und bei der Verbesserung der professionsübergreifenden Zusammenarbeit unterstützen. Es erscheint fragwürdig, wenn die Serviceagenturen, die bereits thematisch überlappende Schulnetzwerke moderieren und einen Teil der Startchancen-Schulen aktuell bei diesen Aufgaben unterstützen, in diesem Prozess nicht mitgedacht werden sollten. Insbesondere weil sie wissen, worauf es bei erfolgreicher und inspirierender Vernetzungsarbeit ankommt.
Darüber hinaus wäre ein Zusammendenken der Anliegen von Startchancen und Ganztagsschule auch aus der Perspektive der Ganztagsschulentwicklung eine große Chance – insbesondere um einen Teil der bisher erst fragmentarisch erreichten Ziele doch noch in Angriff zu nehmen. Dies bezieht sich insbesondere auf die Verbesserung der Chancengleichheit, eine Steigerung schulischer Leistungen und die Weiterentwicklung mutiger pädagogischer Konzepte, die im Zusammenhang mit der Ganztagsschulentwicklung auch anvisiert waren, aber noch nicht gut eingelöst werden konnten (vgl. Bertelsmann Stiftung 2012).
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Die Herausforderungen, die das Startchancen-Programm adressiert, sind real. Doch was, wenn es eine Möglichkeit gäbe, diese Herausforderungen von vornherein zu minimieren?
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- Bertelsmann Stiftung (2012): Podium 1.12. Ganztagsschule als Hoffnungsträger. Online verfügbar.
- Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (2025): Serviceagenturen & Länderteams. Online verfügbar.
- Preis, Gerald / Rauschenbach, Thomas / Züchner, Ivo (2009): Analysen zur Selektivität von offenen Ganztagsschulen. In: Prüß, Franz / Kortas, Susanne / Schöpa, Matthias (Hrsg.): Die Ganztagsschule: von der Theorie zur Praxis. Anforderungen und Perspektiven für Erziehungswissenschaft und Schulentwicklung. Weinheim und München: Juventa. S. 81–97.
Zur Person
- Dr. Michael Retzar ist seit 2021 Leiter der Serviceagentur „Ganztägig lernen M-V“ (Mecklenburg-Vorpommern) bei der RAA M-V (RAA – Demokratie und Bildung Mecklenburg-Vorpommern e. V.).
- Nach seiner Promotion 2019 in der Schulentwicklungsforschung an der Philipps-Universität Marburg leitete er Forschungsprojekte für das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und für die Bildungsministerien in Mecklenburg-Vorpommern und dem Saarland.
Expertenstimme
Schlagwörter:
Ganztagsschule Startchancen-Programm
Zusammenfassung: Die wichtigsten Punkte
- Das Startchancen-Programm und die Ganztagsschulentwicklung verfolgen ähnliche Ziele, sollten aber besser integriert werden.
- Investitionen in Schulgebäude und Ausstattung sollten partizipativ und unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Ganztagsschule erfolgen.
- Die Vergabe von Chancenbudgets muss zielgerichtet erfolgen, um Selektionseffekte zu minimieren.
- Multiprofessionelle Teams benötigen klare Strukturen und Rollenverteilungen für eine effektive Zusammenarbeit.
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